»First As Tragedy, Then As Farce« – Für die philosophische Auseinandersetzung mit der Kunst liefert Deleuze neue Impulse mit seiner metaphysikkritischen Position, die die „ästhetische Erfahrung“ aus dem Geraune eines Mystisch-Eigentlichen heraushält. Mit seinem Bekenntnis zu den extremen „Perzepten“ und „Affekten“, die nicht mehr länger unter der Form des Gemeinsinns funktionieren, hält er einerseits das Pathos der großen, echten Kunst aufrecht, verpflichtet aber andererseits die in ihr wirksamen Erfahrungsformen auf einen durch und durch profanen, unmittelbar gesellschaftlichen Kontext. Keineswegs bezieht er das Wesen der Kunst auf eine „Idee“ des Absoluten, die eine religionsgeschichtliche Kontinuität zum Ausdruck bringt. Ebenso wenig wird die Kunst philosophisch instrumentalisiert, indem sie zum Statthalter einer begrifflich unerreichbaren Wahrheit (z. B. authentische Gefühle, Stimmungen, Artikulationen des beschädigten Lebens, des Seinsgeschicks etc.) gemacht wird. Wenn der Schein nicht trügt, so befinden wir uns heute in einer Zeit der allgemeinen Hermeneutik: „Alles ist verständlich“, so lautet das Motto. Kämpferisch geführte Diskussionen sind selten geworden, die großen Frontlinien existieren kaum mehr, niemand möchte der „Ideologie“ bezichtigt werden. Damit wird insgeheim behauptet, dass es einmal anders war. Das ist falsch. Seinen eigentlichen Austragungsort hatte dieser „Aufklärungsstreit“ immer nur im Feuilleton – als Farce.
Peter Vahlefeld | Ironie ist ein leiser Killer
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